5 Fragen an CCO Lars Urban zu den IFA-Trends 2016: Virtual Reality- Smart Home – Digitalisierung

Berlin, den 9. September 2016, von Lars Urban

Technology on the Go - Ob der USB Smart Car-Charger oder der WLAN-Router für unterwegs: Das Schlüsselwort ist dabei Mobility. Alles wird vernetzter und für das Smartphone optimiert. Ist Digitalisierung auch gleichzeitig Mobilität?

Auf jeden Fall! Digitalisierung ermöglicht es uns von (fast) jedem Ort zu arbeiten, Informationen zu erhalten und miteinander zu kommunizieren. Digitalisierung bedeutet dabei aber nicht nur Mobilität sondern auch Fortschritt. Unternehmen müssen ihre Produkte und Services mehr denn je aus Sicht der Endkunden sehen, um diese deren Bedürfnissen anzupassen. Nicht selten ergeben sich aus einem solchen Perspektivenwechsel in Kombination mit den Möglichkeiten der Digitalisierung ganz neue Ideen und Produktlösungen. Diese Denkweise gilt aber nicht nur für Großkonzerne, sondern sollte auch vom Mittelstand erkannt und genutzt werden. Wichtig dabei: Investition in Digitalisierung bedeutet gleichzeitig Investition in die Zukunft. Zudem zeigt die IFA auch die Möglichkeiten welche in der Zusammenarbeit mit Startups und Technologieanbietern liegen. Vor allem der Mittelstand sollte den Wandel erkennen und mit Mut und Unternehmergeist den Potenzialen offen gegenüberstehen. Denn Studien zeigen, dass das Potenzial der Digitalisierung für die Wirtschaft nur in geringem Maße ausgeschöpft wird.

Wearables, Smart Fitness & Virtual Reality sind schwer im Kommen. Wo siehst du hier Chancen für Marken und Businesses auch bezogen auf In-Store-Technologies?

Das ist richtig. Vor allem die Fitnessbranche hat die Marktchancen einer vernetzten Welt mit Hilfe von Smart Fitness Wearables als eine der ersten erkannt. Nun ist es an der Zeit, dass auch andere Branchen mit entsprechenden Angeboten nachziehen, denn auch für die Gesundheits-, Verwaltungs- und bspw. Living-Branche können Wearables effektiv zur Gewinnung von Nutzererkenntnissen und Verbesserung von Services und Produkten eingesetzt werden. Virtual Reality wurde sicherlich auch durch den Pokemon-Go Hype eine ganz besondere Aufmerksamkeit zuteil, so zeigte Samsung welche Gamification-Möglichkeiten in diesem Bereich liegen, von Kanu-Rafting über Achterbahnfahren war auf der IFA mit Virtual Reality-Anwendungen fast alles möglich. Keine Frage, auch für den lokalen Handel bietet Virtual Reality erhebliche Chancen, das Einkaufserlebnis, die Auseinandersetzung mit den Produkten und Wahrnehmung von Brands am PoS zu personalisieren. Endkunden kann so eine komplett neue Einkaufsdimension geboten werden.

Adidas miCoach Smart Ball: Technik am Limit. Ein Fußball, der mit Hilfe von diversen Sensoren den optimalen Tritt berechnet und Optimierungsvorschläge gibt. Wie wird solche Technologie den Sport zukünftig verändern?

Der Sport an sich wird sich sicherlich nicht ändern, ein Fußballspiel bleibt ein Fußballspiel mit 22 Spielern, 2 Toren etc., jedoch wird sich durch die Digitalisierung der Umgang, also die Auswertung eines Spiels, die Analyse von Spielzügen und die Planung und Vorbereitung auf kommende Spiele deutlich verändern. Die Digitalisierung liefert hierzu neue Daten und Kennzahlen. Der Adidas miCoach Ball ist hier nur ein Beispiel dafür, welche vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von digitalen Produkten und den Daten die sie liefern, ausgehen. Diese können zur Entwicklung neuer Geschäftsmodelle oder Optimierung vorhandener beitragen. Hier ist jedoch meines Erachtens die Technik der Wirtschaft einen Schritt voraus, denn es fehlt vielerorts an einer übergreifenden Digitalisierungsstrategie. Gerade hier ist jetzt Aufklärungsarbeit vor allem im Mittelstand notwendig, um bspw. die Potenziale, die in der Digitalisierung von Produktions- und Wertschöpfungsketten liegen, aufzuzeigen. Auf Kundenseite stößt die Wirtschaft zudem noch auf das komplexe Thema Datenschutz, womit auch die Kommunikationsabteilungen gefragt sind, um Kunden diesbezüglich zu sensibilisieren.

Interaktive Kühlschränke und „SenseCook“- Öfen soweit das Auge reicht. Das Thema Smart Home ist auf der IFA ein ganz spannender Punkt. Wie kannst du dir die weitere Entwicklung hier vorstellen? Hat unser Heim bald eine eigene Form von Intelligenz?

Das Thema Smart Home war sicher eines der präsentesten auf der diesjährigen IFA. So zeigen interaktive Kühlschränke und „Sense Cook“-Öfen, wie durch Digitalisierung neue Services geschaffen werden und unseren Alltag „vereinfachen“. Unser Zuhause wird immer vernetzter – insbesondere die Verknüpfung verschiedenster Lösungen, die es bereits auf dem Markt gibt, bleibt ein spannendes Thema. Zurzeit ist es leider noch notwendig, jede Anwendung über einzelne Apps zu steuern, zu überwachen oder zu koordinieren – hier bedarf es noch sinnvollen, einheitlichen Lösungen. Neben der Vernetzung unseres Zuhauses ist die Digitalisierung vor allem in den Bereichen Reise, Ernährung und Shopping schon weit vorgeschritten. Zu hoffen ist, dass auch andere Wirtschaftszweige und das Gesundheitswesen nachziehen.

Du hast auf der IFA viele Eindrücke gesammelt. Von smarten Robotern über autonome Fahrzeuge bis hin zu virtuellen Realitäten. Was hat dir persönlich am besten gefallen und warum?

Neben all den intelligenten Kühlschränken, Waschmaschinen und TV-Geräten haben mich vor allem die vielfältigen Virtual Reality-Einsatzmöglichkeiten von rein entertainmentbasierten Angeboten bis hin zu serviceorientierten Lösungen beeindruckt. Spannend fand ich auch die ausgestellten Einreichungen am „UX Design Award“-Stand, welcher herausragendes Design und Nutzerorientierung auszeichnet. So beweist bspw. das holländische Familienunternehmen Royal Auping, Hersteller von Matratzen und Betten, dass auch Mittelstandsunternehmen nachhaltig von digitalen Angeboten profitieren können. Um die perfekten Produkte zu meinen Bedürfnissen zu finden, erstellt die Auping App Schlafprofile auf deren Basis die optimale Matratze ausgewählt werden kann. Um Kunden weiterführende Services zu bieten, verfügt die App neben einem Schlafcoaching über einen Schlafphasen-Check und einen smarten Wecker, welcher die Weckzeit an diese anpasst. Hier zeigt sich sehr gut, welche Services durch die Digitalisierung aus dem Thema Matratzen entwickelt werden konnten. In genau solchen smarten Anwendungen liegt die Zukunft.